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Lily King: Vater des Regens

Daley Armory ist elf Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter die heimische Villa mit Pool verlässt. Als sie begreift, dass es eine Trennung für immer von ihrem Vater ist, hat der seine Familie bereits ersetzt. Was erst als Befreiung von diesem reaktionären Alkoholiker erscheint, erfährt leider seine Fortsetzung in den Wochenenden, die Daley bei ihrem Vater und seiner neuen Gefährtin verleben muss. Die feinsinnige Mutter, die es nicht mehr aushielt mit ihrem Mann, lässt allerdings ihre Tochter dort jede Woche eine qualvolle Zeit verleben. Als fünftes Rad am Wagen, als Opfer des hochfahrenden Temperaments ihres Vaters und als Zeugin der Streitereien und vulgären Versöhnungen. Als LeserIn leidet man schwer mit. Daley ist tapfer, erträgt ihre Zeit dort aber nur voller Scham. Trotzdem liebt sie ihren Vater und verzeiht ihm alle Ausfälle.

Jahre später, Daley hat längst hunderte von Meilen zwischen sich und ihren Vater gebracht, wird sie an sein Krankenbett gerufen. Aus der geplanten Stippvisite wird allerdings nichts, die emotionale Abhängigkeit ist trotz aller Reflexion nach wie vor vorhanden und der Vater manipulativ...

Man legt das Buch schwer atmend aus der Hand und ist sich gewiss, dass wenige Schlachtfelder so blutig sein können, wie die der Familie. Eine desaströse Vater-Tochter-Geschichte und ein großartiges Buch, geht das zusammen? Ein eindeutiges Ja!

 

Empfohlen von Kirsten Willeken

Lily King: Vater des Regens

399 Seiten, ISBN: 978-3-406-69805-7, C.H. Beck Verlag, 21,95€

Erschienen am 29. August 2016