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Marlon James: Eine kurze Geschichte von sieben Morden

Dieser Roman, dieser Krimi, der im Kern die Geschichte rund um den Mordanschlag auf Bob Marley 1976 aufarbeitet, tut in seiner Summe weitaus mehr, als man in wenigen Sätzen zusammenfassen kann. Um die Kernfigur Bob Marley herum, im Buch nur als „Der Sänger“ aufgeführt, entspannt sich auf 850 Seiten ein komplex gearbeiteter Episodenroman, der als Gesellschaftsspiegel Jamaikas in den 70er und 80er Jahren dient.

Der Sänger, der als Jugendlicher selbst einige Zeit in Kingston verbrachte, hat sich durch seine Musik und seine politischen Friedensvorhaben im bürgerkriegsähnlichen Jamaika der damaligen Zeit zu einer hochpolitischen Figur erhoben. Um ihn ranken sich die Akteure, die Gangster, die jamaikanischen und amerikanischen Politiker und Anhänger mit jeweils ihren eigenen Geschichten. Der Sänger ist Dreh- und Angelpunkt ihrer Interessen und Interessenskonflikte, die jedoch auch noch weit über seinen Tod hinausreichen. Mitte der 80er Jahre wird die Geschichte von Kingston in die USA verlegt, wo die Strippenzieher der jamaikanischen Unterwelt mittlerweile den Drogenhandel regulieren, aber auch alle anderen Akteure von ihrer Vergangenheit eingeholt werden. Das ganze Buch über ist man den Ursachen und den Schuldigen für weitaus mehr als nur sieben Morde auf den Fersen, doch sobald ein Fall geklärt scheint, erkennt man, dass dahinter eine weitere Verstrickung wartet.

Marlon James' Epos wurde auf Englisch bereits 2014 herausgebracht und galt lange als unübersetzbar. Den unzähligen Nuancen des Jamaikanischen Englisch, wie auch der idiosynkratischen Sprache unterschiedlicher Gesellschaftsschichten in Jamaika und den USA hat sich nun ein fünfköpfiges Übersetzerteam gestellt und seine Aufgabe mit Bravour gemeistert. Nun kann man das klug und komplex gearbeitete Gemengelage endlich auf Deutsch lesen, das 2015 verdient mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet wurde.