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I. J. Kay: Nördlich der Mondberge

Nachdem Louise ihre zehn Jahre im Gefängnis abgesessen hat, ist sie völlig mittellos und hält sich mühsam mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Als sie aber finanzielle Wiedergutmachung für ihre Gefängniszeit erhält, ergreift sie die Chance, den Sehnsuchtsort ihrer Kindheit aufzusuchen: die Mondberge in Zentralafrika.

Völlig verwahrlost aufgewachsen mit einer gleichgültigen, egozentrischen Mutter, die ihr den Schulbesuch untersagt und einem gewalttätigen Vater, ist das Geschenk ihres Großvaters, ein Buch über Afrika, die Möglichkeit für Lulu, in eine Traumwelt zu flüchten und sich als afrikanische Kriegerin zu fühlen. Hier ist sie stark und schnell und unverwundbar.

Die nicht-chronologische Erzählstruktur, die assoziativen Flashbacks, schildern eine eigenwillige Frauen-Figur, die jenseits aller Norm versucht, ihre verwundete Seele an ihrem „magischen“ Ort zu heilen. Die völlig unsentimentale Erzählweise ist außerordentlich berührend und ich kann es kaum glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt. I. J. Kay ist ein Pseudonym für eine britische Autorin, die in Bristol und in Gambia lebt und „am liebsten schreibend die Wasserstraßen Englands bereist“. Und ich weiß nicht warum, aber mich macht der Gedanke froh …

I. J. Kay: Nördlich der Mondberge. Kiepenheuer & Witsch. Euro 22,99

Empfohlen von Kirsten Willeken