Empfehlungen

Aljoscha Brell: Kress

„Ein Leuchtturm war er, einsam wachthaltend auf dem Felsen der Exzellenz, dagegen brandete die Gischt der Banalität.“

Kress hat es schwer. Der Germanistikstudent lebt in einer Berliner Einraumwohnung und hat keinerlei soziale Kontakte: es ist ja auch niemand da, der ihm das Wasser reichen kann. Da teilt er seine Überlegungen zur Literatur lieber mit dem Tauberich Gieshübler.

Die Welt ist eine Zumutung und alles, was nach Goethe, Kleist und Kant kam, einer näheren Betrachtung nicht mehr wert. Kress selbst versteht sich als den letzten Denker, der sich verbissen gegen die Banalitäten und Zumutungen des Alltags zu erwehren versucht. Als ihm in einem Uniseminar Madeleine begegnet, scheint es endlich doch noch Hoffnung auf intellektuelle Seelenverwandtschaft zu geben. Durch die Begegnung mit seiner Kommilitonin ist Kress nun gezwungen, sich mit den Dingen zu beschäftigen, die anscheinend ganz selbstverständlich für Menschen in seinem Alter sind: illegale Partys, chaotische Wochenendausflüge, geistloser Small Talk. Und muss doch feststellen, dass mit Beharrlichkeit und Ehrgeiz allein noch kein Herz erobert worden ist…

Aljoscha Brells Debütroman erzählt vom Streben und Scheitern eines in seiner Einsamkeit und seinem Hochmut gefangenen jungen Mannes, der in seiner Not immer mehr Grenzen überschreitet und schließlich seinen Lebensentwurf infrage stellen muss. Dass die Handlung manchmal etwas vorhersehbar ist, tut dem Lesevergnügen dabei keinen Abbruch. Dieser Berlin-Roman hebt sich zudem wohltuend von anderen seiner Art ab, da er ohne das sonst leider so verbreitete selbstreferentielle Hip- und Coolnessdiktat auskommt.

Lesen!

 

Empfohlen von Maja Kuß

Aljoscha Brell: Kress

336 Seiten, ISBN: 978-3-550-08109-5, 20,00€, Ullstein Verlag

Erschienen am 11. September 2015