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Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe

Ihr Lächeln, nein, es war ihr Lachen, ein dunkles, tiefes, wasserfallartiges Lachen, das Freude verströmte, das vom Schmerz in jeder Freude wusste und sich darüber lustig machte.

Ich schicke einen kleinen kurzen Text hinaus, um dieses einzigartige Buch zu empfehlen.

Lucia Berlin, die mit diesem außergewöhnlichen Namen, einer Fantasie gleich, meine Aufmerksamkeit weckte, schrieb diese Kurzgeschichten bereits in den 70er und 80er Jahren. Sie wuchs in Nord-, Mittel- und Südamerika auf und ihre Geschichten handeln von Frauen unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten dieser Kontinente. Ihr Blick ist ungetrübt, ihre Sprache rau und klar, die Texte voller Nähe zu ihren Protagonistinnen. Vorurteile zersprengend, ist dieses Buch ein Juwel.

Sie selbst arbeitete als Putzfrau, Telefonistin, Krankenschwester und Lehrerin. Sie erfuhr den Wohlstand ihrer einflussreichen Familie, aber auch den Absturz ihres Selbst. Sie kannte die zerstörerische Kraft des Alkohols, sie war Alleinerziehende von vier Kindern und brach mit den Konventionen. Sehr früh, bereits im Kindesalter, erkrankte sie an Skoliose. So war sie gezwungen ein Metallkorsett zu tragen. Den Schmerz der Krankheit spürt man in ihren Erzählungen. Ihre Worte sind gegenwärtig, zeitlos. Sie formen immerwährende Texte, die die Gesellschaft aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten vermögen.

Ein wundervolles Buch, das man immer bei sich tragen möchte, um durch Lucia Berlins Augen einen Blick auf die Verwundeten werfen zu dürfen, ohne dabei voyeuristisch zu sein.

 

 

Empfohlen von Csilla Bouton

Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe

384 Seiten, ISBN: 978-3-7160-2742-4, 22,99€, Arche 

Erschienen: 19. Februar 2016